Zu Besuch bei unserem Plan Patenkind und den Tempeln von Angkor

Angekommen in Siem Reap, einer Stadt, die nur aufgrund der Tempel von Angkor auf der touristischen Landkarte erscheint, ging es für uns zunächst mit Mitarbeitern des Kinderhilfswerkes Plan zu unserem Patenkind Chy, dessen Patenschaft ich nach meiner ersten Reise nach Südostasien 2005 übernahm. Obwohl Siem Reap Heerscharen reicher Touristen anzieht, gehört die Provinz zu einer der ärmsten in Kambodscha, da die Bevölkerung in weiten Teilen nicht vom Touristenboom profitiert. Der Gewinn fließt an ausländische Hotelketten und Reiseveranstalter, und auch die Einnahmen aus den Eintrittspreisen fließen vor allem  nach China. Auch da in Kambodscha statt Steuern Schmiergeld bezahlt wird, haben die meisten Bewohner der Provinz nicht wirklich etwas vom Tourismus. Das Kinderhilfswerk Plan hat in der Provinz um Siem Reap 10.000 Patenkinder vermittelt, für die die Paten 28 Euro im Monat überweisen. Das Geld geht dabei nicht direkt an die Familie des Patenkindes, sondern wird von Plan für  die kinderorientierte Gemeindeentwicklung genutzt. Die Patenschaft ist daher vor allem symbolisch, um der Spende ein Gesicht zu geben. Die Familie des Patenkindes profitiert dabei von kleinen Geschenken, die man ihnen als Sponsor über Plan zukommen lassen kann sowie von interkulturellen Kontakten.

Die Arbeit von Plan ist auf mehrere Generationen angelegt, um die Lebenssituation langfristig und nachhaltig zu verbessern. So werden geschlossene Brunnen und Wasserfilter errichtet, um jeder Familie einen einfachen Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Weiterhin baut Plan Kindergärten und beschäftigt freiwillige Kindergärtnerinnen aus dem Dorf. Es werden Schulen gebaut, die jeweils über richtige Toiletten, einen Spielplatz, einen geschlossenen Brunnen und einen Trinkwasserfilter verfügen. In Kambodscha alles keine Selbstverständlichkeit. Des Weiteren gibt es Stipendien für Mädchen aus ärmeren Familien (Fahrrad, Schuluniform, Schulmaterialien), so dass diese überhaupt erst eine Schule besuchen können. Da die meisten Familien zu arm sind, um im Krankheitsfall einen Transport nach Siem Reap sowie das Schmiergeld für die Ärzte im zumindest theoretisch kostenlosen öffentlichen Krankennhaus zu bezahlen, baut Plan auch Krankenstationen auf dem Land, in denen eine Krankenschwester und günstige Medikamente zur Verfügung stehen. Weiterhin werden verschiedenste Schulungen und Vorträge für die Dorfbewohner, beispielsweise zu besseren Methoden des Reisanbaus, zur Gesundheitsvorsorge oder zu Umweltthemen angeboten. Bei allen Aktivitäten stehen immer auch die Kinderrechte im Mittelpunkt. Die Kinder werden in alle Planungsaktivitäten und Entscheidungen der Dorfentwicklung einbezogen und erhalten eine Stimme. Auch leistet Plan in den Projektgebieten Notfallhilfe, wie beispielsweise im letzten Herbst, als das Projektgebiet großflächig überflutet war. Neben all diesen Aktivitäten kooperiert Plan in Siem Reap auch mit einer Mikrokreditorganisation, die zinsgünstige Kleinkredite vergibt. Um die möglichen negativen Folgen solcher Kleinkredite abzuwenden, springt Plan in unvorhergesehenen Situationen ein und übernimmt die Ratenzahlungen.

Für unseren Besuch wurden wir morgens von einem Plan Mitarbeiter abgeholt und fuhren zu einem lokalen Markt, um Geschenke (Decken, Moskitonetze, Schulmaterialien, Luftballons, Schuluniformen, …) für die Familie einzukaufen. Auf der einstündigen Fahrt in das Dorf gab uns der Mitarbeiter viele Informationen über die Arbeit von Plan. Im Dorf angekommen, hielten wir zunächst in einem Kindergarten, wo uns 50 süße, aber auch etwas erschrockene Kinder einige Lieder vorsangen, versuchten, unsere Namen auszusprechen und uns Fragen stellen durften. Danach machten wir einige Fotos, die wir dank unseres Polaroid Druckers direkt für die Kinder ausdrucken konnten, verteilten Luftballons und dann ging es auch schon weiter. Wir fuhren  zu Chys Familie, wo wir mit flachem Reis mit Zucker und Bananen sowie frisch geernteten Kokosnüssen empfangen wurden. Auf dem Grundstück der Eltern leben neben Chy und seiner 12 jährigen Schwester auch eine 24 jährige Schwester mit ihrem Ehemann und drei kleinen Kindern. Der älterer Bruder lebt nur wenige Minuten entfernt und kam auch mit seinen zwei jungen Töchtern zu Besuch. Zum Abschied bekamen wir dann von der Familie noch zwei Kokosnüsse und eine Tüte flachen Reis mit. Im Anschluss besuchten wir noch eine etwas überfüllte Krankenstation, und dann ging es auch schon wieder zurück nach Siem Reap. Ein wirklich interessanter Ausflug mit eindrücklichen Erlebnissen, der die 28 Euro im Monat als einen Tropfen auf den heißen Stein erscheinen lässt.

In den folgenden Tagen besuchten wir dann die beeindruckenden Tempel in und um Siem Reap. Da dabei zu viele Fotos entstanden, will ich hier nicht zu viele Worte verlieren, lediglich ein Gedanke zum Abschluss. Vor unserem Aufenthalt in Kambodscha war mir immer etwas schleierhaft, warum die Franzosen ihre Kolonie Indochina nannten. Die hinter der vietnamesischen Grenze wesentlich dunklere Hautfarbe der Menschen und die vielen hinduistischen Tempel sowie die kambodschanische Schrift lassen diese Namenswahl jedoch wesentlich plausibler erscheinen 😉 Allerdings ist das Essen um  Welten besser als in Indien.

Zu Besuch im Kindergarten

Zu Besuch bei der Familie

 

 

Wasserfilter auf einem Schulgelände

Prasat Kravan

Ta Prohm

Teilstück einer antiken Ameisenautobahn

Ein Tor zur ehemaligen Stadt Ankor Thom

Wir suchten die Affen im Dschungel, und hier liegen sie auf der Straße

lecker Motorrad

Angkor Wat

Fischer vor Bayon

Auf dem Weg nach Beng Mealea

Beng Mealea

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