Kambodscha – Für eine Handvoll Dollar (Schmiergeld)

Das größte Problem Kambodschas ist die Korruption, und mit unseren ersten Schritten auf kambodschanischem Boden durften wir dies gleich hautnah erleben. Eine Visa an der Grenze soll offiziell 20$ kosten, verlangt werden allerdings 22, wobei das Eintragungsfeld für die bezahlte Summe einfach offen bleibt. Hatten wir uns schon vorher damit abgefunden, dass es ohne Schmiergeld kein Visum gibt, bei Verweigerung wird einfach das Fenster geschlossen und die Grenzbeamten legen eine Pause ein, war der klägliche Versuch eines Beamten des Gesundheitsministeriums, einen weiteren Dollar aus uns raus zu holen doch zu viel. Nach seiner Aussage müssten wir einen Dollar Quarantänegebühr (?!?) bezahlen. Da wir dies ziemlich lustig fanden, änderte er seine Taktik und erklärte großzügig, dass wir natürlich nichts zahlen müssten, falls wir internationale Impfausweise hätten. Und wir hatten uns schon gefragt, warum wir diese Dinger überhaupt eingepackt haben 😉 Etwas übel gelaunt blätterte er dann durch die Impfbücher und versuchte, abgelaufene Impfungen zu finden. Bei Ania fand er keine und in meinem Impfausweis fand er schließlich eine Cholera Impfung von 2006, die ja schließlich abgelaufen sei. Da uns dabei doch etwas die Geduld ausging, nahmen wir einfach unsere Ausweise und die Impfbücher von seinem Schreibtisch und gingen weiter. Beamte des Gesundheitsministeriums sind einfach nicht so überzeugend wie bewaffnete Grenzer 🙂

Trotz dieser etwas nervenden Grenzüberquerung und dem nicht von der Hand zu weisenden Korruptionsproblem wäre es unfair, Kambodscha lediglich darüber zu beurteilen. Wir sind jedenfalls nach unseren drei Tagen in diesem genialen Land einfach absolut begeistert, sowohl von der Landschaft, als auch von den freundlichen Menschen und dem guten Essen. Die Landschaft, gesäumt von Kokospalmen und Reisfeldern kurz vor der Ernte, ist einfach unbeschreiblich, weshalb an dieser Stelle weitere Versuche in diese Richtung unterbleiben und auf die angefügten lichtbildlichen Abbildungen verwiesen sei.

Die ersten zwei Nächte haben wir in Kampot in einem Hostel direkt am Flussufer in traditionellen auf Stelzen stehenden Khmer Bungalows verbracht. Das Hostel (Salmon‘s Village) hat gerade erst eröffnet und ist einer der relaxesten und schönsten Plätze, die wir bisher besucht haben. Hätten wir nicht schon einen Besuch bei unserem Patenkind in Nordkambodscha ausgemacht, wären wir hier bestimmt einige Tage länger hängen geblieben. Einer der spannendsten Bewohner in Salmons Village ist ein Kater aus den USA, der vorher schon mit seinem Besitzer in Vietnam lebte. Damit ist er der welterfahrenste Kater, den wir bisher kennengelernt haben 🙂

Etwas verwundert hat uns, dass die Geldautomaten in Kampot nur Dollar und keine kambodschanischen Riel geben wollten. Die Praxis, so weit wir sie bis jetzt verstanden haben, sieht hier demnach wie folgt aus: Preise werden entweder in Dollar oder in Riel angegeben, bezahlt werden kann aber in beiden Währungen. Wechselgeld wird oft bis zu einem geraden Betrag in Dollar herausgegeben und der Rest in Riel. Es kann aber auch sein, dass alles in Riel herausgegeben wird. Riel scheinen somit hauptsächlich die Funktion von Cent einzunehmen und der größte Riel Geldschein, der uns bisher begegnete, hatte einen Wert von 2,5 Dollar. Ganz schön verwirrend, aber wir sind ja lernfähig 😉

Von Kampot aus unternahmen wir eine Motorradtour zum Bokor Berg, wo eigentlich eine verlassene französische Geisterstadt mit einem verlassenen Luxushotel mitten im Nationalpark stehen sollte. Mit Geisterstadt-Flair war allerdings nicht mehr viel, da ein Investor, dessen Schmiergeldzahlungen wohl das BIP Kambodschas übersteigen, das Recht erworben hat, an dieser Stelle ein riesiges Kasino sowie Hotels zu errichten. Die verlassene französische Kirche und die anderen verlassenen Villen, die noch über ein Dach verfügen, beherbergen nun Bauarbeiter, die sich provisorische Unterkünfte eingerichtet haben. Auch das verlassene Luxushotel war leider nicht mehr zu besichtigen, da es mittlerweile renoviert wird. Die Aussichten auf das Flachland waren allerdings atemberaubend und die Steil abfallenden Klippen sind wie geschaffen für zukünftige Kasinobesucher, deren unfehlbares „System“ beim Roulette spielen nicht wie geplant funktionierte 😉

Mittlerweile sind wir in Sihanoukville, die von erstaunlich vielen älteren Europäern in Begleitung junger Kambodschanerinnen bevölkert ist, und die auch nicht mit Angeboten für „Happy End“ Massagen (eine Interpretation und Übersetzung bleibt der Phantasie des Lesers überlassen) geizt. Wir müssen hier lediglich eine Nacht verbringen, um morgen früh ein Boot auf eine der vorgelagerten Inseln zu erwischen.

(Die Veröffentlichung dieses Artikels war zunächst an einem Stromausfall gescheitert, und auf der Insel gab es dann kein Internet. Mittlerweile sind wir zurück in Sihanoukville. Daher die nachträgliche Veröffentlichung).

Unser Bungalow im Hostel (Samon's Village) in Kampot

Blick vom Hostel auf den Fluss

Landestypische Maßeinheit für Benzin? Eine Pepsiflasche, bitte.

Kirche der Bokor Hill Station, die mittlerweile als Schlafsaal für die Arbeiter dient.

Aussicht vom Bokor Berg.

Nein Oma, es war nicht so gefährlich, wie es aussieht.

Toilette in der ehemaligen "auberge royale" der Bokor Hill Station

Landschaft um Kampot

Mal wieder ein Sonnenuntergang.

Sihanoukville

Die Tuk Tuks hier haben etwas von Pferdekutschen und wirken wie Fahrzeuge aus einer anderen Zeit.

Sonnenuntergang in Sihanoukville. Zur Abwechslung mal wieder mit Meer 😉

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