Welch eine Ehre. Ich darf diese Zeilen aus einer Stadt schreiben, die der „geliebte Führer“ Kim Jong Il gerade mit seiner Anwesenheit beehrt. Er ist nämlich extra mit seinem Panzerzug aus Nordkorea angerollt, um mit Medwedew zu plaudern. Leider haben wir Kim Jong nicht zu Gesicht bekommen, sondern lediglich Hunderte von Polizisten, die die ganze Stadt bevölkern. Andererseits ist natürlich auch klar, dass der „geliebte Führer“ einfach keine Zeit hat, um sich uns Sterblichen zu zeigen, da er wohl zu sehr damit beschäftigt ist, Dinge anzuschauen, wie man unschwer hier erkennen kann:
http://kimjongillookingatthings.tumblr.com/
Vielleicht begeben wir uns gleich mal noch auf die Suche, um wenigstens einen Blick auf seinen Panzerzug zu erhaschen.
Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse scheint alles andere, über das ich jetzt schreiben könnte, zwar profan, aber ich versuche es trotzdem mal. Wie gesagt, wir sind jetzt wieder in Ulan-Ude, in der Stadt, in der wir vor einer knappen Woche mit der Transsib angekommen sind. Uland-Ude ist mal endlich eine wirklich schöne Stadt mit einigen traditionellen Holzhäusern und vielen Überbleibseln aus der Sowjetzeit. Das Highlight ist sicherlich der überdimensionale Kopf Lenins, mit dem man heutzutage eine Menge Unfug anstellen kann 😉
Angekommen in Uland-Ude, stellte sich uns auch die Frage, ob dies nun hier schon wirklich Asien sei. Einige Punkte sprechen dafür, dass man wirklich in Asien ist:
- In den Gesichtern findet man hier alle möglichen asiatischen Züge. Manche erscheinen eher mongolisch, andere japanisch …
- Mindestens 60% der Autos haben das Lenkrad auf der „falschen“ Seite.
- Die Kühe stehen (zumindest außerhalb von Ulan-Ude) auf der Straße und auch sonst überall rum.
Andererseits wird man auch immer wieder daran erinnert, dass man immer noch in Russland ist, vor allem wenn die Person, von der man denkt, dass müsse jetzt aber ein japanischer Tourist sein, fließend russisch spricht 😉
Die letzten fünf Tage waren wir allerdings nicht in Ulan-Ude, sondern am Baikalsee. In einer vierstündigen Fahrt ging es zunächst ins 250 km entfernte Ust-Barguzin. Nach Ania´s Übersetzung wiederholte sich der Hauptdialog unserer Mitreisenden, als wir am Ufer des Baikalsees entlang fuhren, ungefähr alle dreißig Minuten folgendermaßen:
– „Der Baikalsee ist sooo schön“
– „Wäre noch schöner mit Wodka“
– “ Ja, ja wäre noch schöner mit Wodka“
Dass dies nicht nur leere Worte waren, konnten wir später unschwer an den vielen leeren Wodkaflaschen am Ufer des Sees ablesen.
In Ust-Barguzin ging es dann in einem dreistündigen Fußmarsch in den Nationalpark. Als wir dann endlich die Bucht und den See erreichten, trafen wir allerdings statt der erwarteten Einsamkeit eine mobile Karaoke-Anlage und Autos mit zu großen Subwoofern an. Dann dämmerte uns, dass gerade Freitag war und ein ganzes Wochenende bevorstand. Nach einer weiteren Stunde Fußmarsch entlang des Strandes fanden wir dann allerdings einen schönen Platz zum Zelten mit 200 Metern Strand nur für uns auf jeder Seite. Lediglich der Bass der Techno- Musik erinnerte uns in der Nacht daran, dass Russen anscheinend unter Nationalpark etwas anderes verstehen 😉
Jetzt sind wir jedenfalls wieder in Ulan-Ude und morgen geht es weiter in die Mongolei. Spätestens dann sind wir wohl so wirklich in Asien angekommen.

Kochkurs mit Hostelbetreiber Dennis in Ulan-Ude

Spaß mit Lenin

Ulan-Ude

Ulan-Ude

Russischer Ersatz für eine Brücke. Wir hängen auf einer Art Floß an dem kleinen Boot.

Endlich ist die Karaoke-Maschine fast außer Hörweite.

Ania freut sich, dass ihr Pfadfinder-Feuer brennt

Quizfrage: Wem ist gerade das Würstchen ins Feuer gefallen?

Camp am Baikalsee

Unsere Hauptnahrungsquelle der letzten Tage

Die Fische hatten Spaß daran, uns in die Füße zu beißen.
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