Zu Beginn muss ich einfach mal zugeben, dass wir verwöhnt sind, was das Fahren per Anhalter betrifft, da wir bisher nur in der Türkei, in Georgien und Serbien per Anhalter unterwegs waren und so gut wie nie länger als fünf Minuten warten mussten. In Polen und Weißrussland mussten wir leider feststellen, dass es nicht ganz so einfach ist, und dass sich die Glücksgefühle wie auf einer Berg- und Talbahn auf und ab bewegen. . Für die 300 km von Brodnica nach Biala Podlaska (an der Grenze zu Weißrussland) benötigten wir gut 10 Stunden und waren dabei in 8 Autos unterwegs. Dafür durften wir ein besonders schönes Teilstück mit einem älteren Herrn fahren, der sehr begeistert von unserer Reise war und uns viele Geschichten von seinen Reisen per Anhalter erzählte und dabei schon fast etwas melancholisch wurde. Aber wie gesagt, auf jedes Hoch folgt ein Tief 😉
Nach einer letzten Nacht in Polen haben wir dann gestern Vormittag mit dem Zug die Grenze nach Weißrussland überquert und haben dann den Rest des Tages und die Nacht bei unserem Couchsurfing-Host verbracht, was ein richtiges Highlight war. Wir haben so viel über Weissrussland gelernt und wie schwierig das Leben hier für jeden gemacht wird, der nicht mit der Masse im System mitschwimmt. Es gibt relativ wenig in den Geschäften und die Preise sind höher als in Polen, was man auch daran feststellen konnte, dass die Leute, die mit uns die Grenze überquert haben, tütenweise Lebensmittel und auch größere Dinge wie Fernseher mitgebracht haben. Das Ganze passt wiederum nicht damit zusammen, dass die Stadtzentren sehr aufgeräumt und sauber sind und auch die öffentlichen Gebäude in einem ziemlich guten Zustand sind. Beeindruckend war die Zitadelle in Brest mit einem riesigen sowjetischen Panzer und einer Soundinstallation zum zweiten Weltkrieg. Generell sind hier Panzer und Denkmäler aus der Zeit des „großen vaterländischen Krieges“ omnipräsent . Ein etwas angetrunkener Polizist, der das Denkmal in Brest gerade mit seiner in Deutschland lebenden Schwester besuchte, erläuterte uns voller Nationalstolz viele Details 🙂
Heute morgen haben wir uns dann frohen Mutes wieder auf die Straße begeben, aber nachdem wir in 2,5 Stunden nur 30 km zurückgelegt hatten, und Ania beinahe anfing, vor den Autos auf die Straße zu springen, haben wir etwas entnervt aufgegeben. Wie zu Anfang gesagt, wir sind wohl zu verwöhnt. Wir sind dann nach Kobryn in die Innenstadt getrampt, was komischerweise wieder funktionierte, und haben jetzt ein Ticket für den Nachtzug nach Smolensk gekauft, wo wir morgen früh ankommen werden, gerade rechtzeitig, bevor unser Transitvisum ausläuft.
Fotos werden demnächst an dieser Stelle nachgereicht, da ich jetzt schnell Schluss machen muss, da in zwei Minuten das Internet weg ist und die Bezahlschlange ziemlich lang ist, wie jede Schlange in Weißrussland 🙂
Und hier die nachgereichten Bilder:

Per Anhalter in einem polnischen Dorf

Eingang zur Zitadelle in Brest mit sowjetischer Soundinstallation

Kleines Monument in der Zitadelle in Brest

... großes Monument

Einige Helden und im Hintergrund das Statistikbüro von Brest, das alle Zahlen sammelt (und unpassenden Zahlen "berichtigt")

Verfütterung der letzten belarussischen Rubel

Holzkirche in Kobryn

typisches Holzhaus in Weißrussland

Steuerkennzeichnungen finden sich in Weißrussland auf jeder Wasserflasche