Südvietnam – Land der Hängematten

Südvietnam ist das Land der Hängematten. In keiner anderen Ecke der Erde, die ich bisher zu Gesicht bekommen habe, finden sich so viele Hängematten pro Quadratkilometer. Ob in Häusern, auf der Straße, auf Frachtschiffen oder am Wegesrand, überall finden sich diese einladend schwingenden Stoffstücke, die einfach  hypnotisch anziehend wirken 🙂

Bevor wir allerdings stundenlang in einer Hängematte im Mekong Delta schaukeln durften, galt es zunächst, die Großstadt Südvietnams, Saigon oder Ho Chi Minh Stadt, zu bezwingen, was trotz des quirligen Scooter-Verkehrs gar nicht so schwierig war. Saigon kann zwar nicht unbedingt als besonders schöne Stadt bezeichnet werden, aber die Geschichte, die hier an vielen Orten sichtbar ist, macht den Reiz aus. Der Unabhängigkeitspalast, ein „wunderschöner“ 60er Jahre Bau, dessen von Panzern durchbrochenes Tor das Kriegsende symbolisiert, die Straßenecke, an der sich der Mönch Thich Quang Duc verbrannte, oder das Museum der Kriegsüberreste, welches bis vor einigen Jahren noch  Museum der amerikanischen und und chinesischen Kriegsverbrechen hieß. Etwa eine Stunde außerhalb der Innenstadt befinden sich die Tunnel von Cu Chi, die von südvietnamesischen Terroristen/ Freiheitskämpfern für ihren Guerillakrieg (Unabhängigkeitskampf, Terrorattacken) genutzt wurden. Da eine Anreise zu den Tunneln mit öffentlichen Verkehrsmitteln allerdings teurer als eine organisierte Tour war, schlossen wir uns einer solchen an, was sich als Fehler herausstellen sollte. Unser Guide muss vor seiner Karriere als Fremdenführer wohl Aufseher in einem politischen Umerziehungslager gewesen sein, da er grundsätzlich schrie und seine Reiseführerfahne, ähnlich einem Schlagstock gebrauchte, um uns in die verschiedenen Richtungen zu treiben. Die Tunnel selber, von denen ein kleines Teilstück so vergrößert wurde, dass auch westliche Touristen in der Hocke durch kriechen können, waren allerdings genauso klaustrophobisch wie beeindruckend. Kaum zu glauben, wie lange es die Menschen in solchen Tunneln ausgehalten hatten.

Wunderbar harmonierende Häuserzeile in Saigon

Unabhängigkeitspalast (60er Jahre Style)

schick

Blick vom Palast auf das Tor, durch das 1975 die Panzer brachen.

Set aus einem James Bond Film oder 60er Jahre Party-Keller?

Palastdach

Keller

Hotel, in welchem Graham Green den Roman "Der stille Amerikaner" verfasste

Ein Eingang zu den Tunneln von Cu Chi, die nicht für Ausländer vergrößert wurden. Selbst kriechend würde ich nicht hineinpassen.

Straßenecke der Selbstverbrennung von 1963

Denkmal

 

Nach drei Nächten in Saigon ging es dann weiter ins Mekong Delta. Zunächst nach Vinh Long, wo wir, in einem Homestay angekommen, die bereits gelobten Hängematten ausgiebig genossen. Danach ging es weiter nach Can Tho, von wo aus es im Morgengrauen des nächsten Tages zu den schwimmenden Märkten und den Kanälen in der Umgebung ging. Nach unserem Reiseführer, Auflage 2011, und nach Angaben vom Mai 2011, die wir im Internet gefunden hatten, sollte ein solcher Trip 15$ pro Boot kosten, wenn man bei einem der Bootsleute oder deren Vermittlern bucht. Alle Vermittler, die uns  ansprachen, wollten allerdings 50$ haben. Wir versuchten daraufhin einen der Bootsführer direkt anzusprechen und ein Geschäftsmann, der auf einer Bank daneben saß, kam dazu ,um zu übersetzen. Direkt darauf kam eine der wütenden Vermittlerinnen an, die den Geschäftsmann anschnauzte, dass man mit ihr sprechen müsse. Auch der Bootsführer war jetzt verunsichert und ruderte davon. Da wir keine weiteren Bootsführerinnen trafen, beschlossen wir, die Bootstour ausfallen zu lassen, was eine verzweifelte Vermittlerin auf 25$ heruntergehen ließ. Da unsere Bootsführerin, die wir erst am nächsten Morgen trafen, allerdings so ärmlich aussah, und wir nicht wussten, wie viel von dem Geld wirklich bei Ihr ankommt, gaben wir ihr nochmal 5 $ Trinkgeld. Echt nervend diese Mafiastrukturen, die in Vietnam entstehen.

Homestay bei Vinh Long

Auf dem Weg zu den schwimmenden Märkten

Gebastelter Schmuck von unserer Bootsführerin

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