Welcome to Chinaland – Enter the Magic

Die Rückkehr aus den Bergen Sichuans in die künstliche Welt Nord-Yunnans kann wohl am besten mit einem Besuch in Disneyland verglichen werden. Statt Mickey führte uns allerdings ein Mönch in diese Welt ein. Dieser Mönch fuhr uns in seinem Mini-Van in nur 6 Stunden von Xiangcheng nach Shangri-la. Um auch ja nichts dem Zufall zu überlassen, war dieser Minibus sogar mit zwei Gebetsrädern ausgestattet, die, batteriebetrieben, unentwegt ihre Gebete in Richtung Himmel schickten. Sorgen machte dem Fahrer allerdings, dass die Räder im Wechsel den Geist aufgaben und auseinander fielen, was zu waghalsigen Rettungsmanövern während der Fahrt führte. Um den Ausfall des Räder auszugleichen, nahm er, falls mal ein paar Meter keine Kurve anstand, die Hände zum Gebet zusammen. Und wie dieser Artikel beweist, halfen die Gebete und wir erreichten unser Ziel, das gelobte Land Shangri-la.

 

Eines der Gebetsräder ist gerade mal wieder auseinander gefallen. Hoffentlicht kommt jetzt kein LKW um die Ecke 😉

Shangri-la ist eigentlich ein fiktiver Ort, ein Paradies auf Erden, der dem Buch „Der verlorene Horizont“ von James Hilton entstammt und nach dem angeblich schon die Nazis suchten. Erfolgreich war allerdings erst die chinesische Regierung. Nach Recherchen derselben in den 90er Jahren wurde offiziell verkündet, dass das sagenumwobene Shangri-la endlich gefunden sei, und so wurde eine Stadt in Yunnan, unweit der Grenze zu Sichuan, in Shangri-la umbenannt. Eine geniale Marketingidee, die zum Neubau einer Altstadt führte, weite Teile derselben befinden sich immer noch im Bau, und zu einem unglaublichen Anstieg der Touristenzahlen führte. Welcome to Chinaland.

Wir fanden hier allerdings wirklich unser Shangri-la, wozu es allerdings nach unserem Aufenthalt in Litang, der von Schneefall, Rezeptions-Drachen und fehlender Heizung geprägt war, nicht viel brauchte. Ein kleines Hostel mit netter Besitzerin, das mit viel Holz in einer Hausruine eingerichtet war und durch einen kleinen Holzofen gewärmt wurde, der auch für reichlich Teewasser sorgte. Dazu, sozusagen als Sahnehäubchen, frische Bettwäsche und Helen´s Pizza, eine Pizzeria, die von einem echten Italiener geleitet wurde. O-Ton: „Isse beste Pizza inne China“.

 

Unser Hostel mit Hostel eigenem (Wach-)Hund. Wie man sieht, ist uns das schlechte Wetter noch immer auf den Fersen.

Hostel-Katze. Wie man sieht, essen die wenigsten Chinesen Hunde und Katzen 😉

 

Böse Zungen behaupteten, Ähnlichkeiten zu erkennen.

Ein Küsschen würde dann doch zu weit führen.

 

Dächer der "Altstadt" in Shangri-la

 

In Schangri-la darf natürlich auch ein riesiges Gebetsrad nicht fehlen.

Der Zauber Shangri-la´s führt sogar zu einer Verständigung von Kommunisten und buddhistischen Mönchen.

Nach dieser Eingangspforte zu Chinaland, die den meisten Reisenden als Hölle auf Erden erscheint, uns allerdings alles bot, was wir gerade brauchten, ging es weiter zur ersten Attraktion bzw., um im Bild zu bleiben, dem ersten Fahrgeschäft in Chinaland, der Tiger-Sprung-Schlucht. Mit fast 4000 Metern Höhenunterschied zwischen den Bergspitzen und dem Fluss Jangtsekiang ist dies die tiefste Schlucht der Welt. Zu dem spannenden Namen kam sie durch eine Legende, wonach ein Tiger die engste Stelle mit zwei Sprüngen über einen im Wasser  liegenden Felsen überquert haben soll. Die Schlucht kann auf zwei Wegen durchwandert werden. Ein niedriger Weg ist zu einer modernen Straße ausgebaut, die vor allem Chinesen anzieht. Ein höherer Fußweg, der sich auf mittlerer Höhe an den Bergen entlang schlängelt ist dagegen eher auf westliche Rucksackreisende ausgerichtet. Mit schönen Hostels am Wegesrand und älteren chinesischen Damen, die neben Energy Drinks auch Cannabis verkaufen, das hier am Wegesrand wächst. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass uns Cannabis in China am Straßenrand begegnet, sogar im muslimischen Viertel in Xian fand es sich in den Vorgärten, aber in einem Land, das offiziell die Todesstrafe für Drogenbesitz verhängt, ist es immer wieder ein merkwürdiger Anblick.

Leider konnte das Wetter  im besten Falle als durchwachsen bezeichnet werden, und so konnten wir nicht das komplette Bergpanorama genießen. Dafür wuchs unsere Gruppe, die zu Beginn aus fünf Personen bestand bis zum Ende des zweiten Tages auf 9 Personen an, und so wurde es auch bei fehlenden Aussichten nicht langweilig.

Es blüht eine Blume am Wegesrand ...

Tiger-Sprung-Schlucht

Mittagessen in einem Hostel

Unsere Gruppe am ersten Tag (aus den USA und Israel)

Aussicht aus der Toilette unseres Hostels

Angewachsene Gruppe nach Bezwingung des Tigers

Am Ende des zweiten Tages in der Schlucht ging es dann per Bus nach Lijiang, dem Party- und Souvenirshopping-Bereich von Chinaland. Hier verbrachten wir die Nächte bei Mama Naxi, einer Hostelbesitzerin der Naxi Minderheit, die von sich selber immer in der dritten Person redet, Mama, und zumindest im Englischen nur den Imperativ beherrscht, „drink tea now, mama give you tea“.

 

Lijiang

Dragon Pool in Lijiang

Party, bis um 23.30 Uhr der Saft abgedreht wird und die Polizei durch die Straßen marschiert.

Abschiedsbild mit Mama Naxi

 

Nach zwei Nächten bei Mama Naxi ging es dann weiter nach Dali, der entspannten Ausgangspforte aus Chinaland. Einem Ratschlag unseres Reiseführers folgend nahmen wir am zweiten Tag den Sessellift, um einige Tage in einem Hostel auf dem Berg über Dali zu verbringen. Das Hostel versprach auf einer modernen Internetseite Ruhe und Erholung, warb mit einem Meditationsraum, einer Bibliothek, gemütlichen Zimmern und englisch- sowie französischsprachigem Personal. Statt dessen gab es allerdings nur modrige Zimmer, der Hostelbetreiber sprach so viel Englisch wir wir Chinesisch und der Meditationsraum bestand aus einer Ecke im Rezeptions- und Aufenthaltsraum 🙂 Dementsprechend waren wir auch die einzigen Gäste und aus den mehreren Tagen in den Bergen wurde nur eine einzige Nacht. Wahrscheinlich wurde das Hostel vor einigen Jahren von einem französischen Hippie eröffnet, als Dali noch zu den Backpacker-Hochburgen in China gehörte und seitdem ziemlich vernachlässigt.

Insgesamt ist Dali nicht zu überlaufen, was es in Kombination mit den vielen schönen Straßen zu einer unserer Lieblingsstädte in China macht.

Blick von der Terrasse im Higherland Inn über Dali. Ein toller Platz, wenn die Matratze nicht etwas vermodert wäre.

Berge über Dali

Rezeptions-, Aufenthalts- und Meditationsraum im Higherland Inn. Und dazu noch der einzig warme Raum. Im Hintergrund wird gerade das "Family-Style Dinner vorbereitet, das wir mit den beiden Jungs vom Hostel genossen.

Sonnenaufgang

Auf der Suche nach dem See in einem Dorf in der Nähe von Dali

Die werden auch immer größer

 

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