Zu Besuch bei Mao in Peking

Seit letzter Woche Dienstag sind wir jetzt in Peking und haben uns bisher keinen einzigen Tag gelangweilt, da die Stadt einfach so riesig und vielfältig ist. Die ersten vier Nächte konnten wir endlich wieder couchsurfen und das sogar in einer Luxusunterkunft bei einer holländisch-chinesischen Familie. Die Kinder (fünf und acht Jahre alt) sprechen chinesisch, holländisch und konnten sich auch mit uns auf Englisch unterhalten. Da die Familie mit der Geburt des zweiten Kindes gegen die Ein-Kind-Regel in China verstieß, musste sie eine Strafe von 20.000 EUR zahlen. Auf dem Land fällt die Strafe allerdings geringer aus. Vielleicht sollte Deutschland auch eine Ein-Kind-Regel einführen, so dass die Leute aus Protest mehr Kinder bekommen. Von China lernen, heißt wachsen lernen 😉
Die Mutter hat dabei den couchsurfing- Account auf den Namen ihrer achtjährigen Tochter angemeldet, so dass diese später ein Profil mit vielen Bewertungen hat. Eltern investieren hier eine Menge in ihre Kinder 🙂

Die letzten beiden Tage haben wir dann in einem schönen Hostel verbracht, das in einer alten Straße mit kleinen Hinterhöfen (Hutong) liegt. Einen interessanten Kurzfilm zum sich wandelnden Peking und der Zerstörung der Hutongs hat Chen Kaige (Hundert Blumen im Verborgenen) gedreht, der als Teil des Films “Ten Minutes Older: The Trumpet” veröffentlicht wurde. Ich würde einen youtube Link einfügen, aber auch youtube scheint dem Machthaber hier zu korrumpierend zu sein und ist daher geblockt.

Aber nicht nur in Bezug auf die Baustruktur scheint sich Peking verändert zu haben, sondern auch in Bezug auf die Fortbewegungsmittel. Im Jahr 2005 konnte Katie Melua noch von neun Millionen Fahrrädern singen, heute müsste sie von Elektrofahrrädern und batteriegetriebenen Mofas singen 😉 Peking ist auch die erste Stadt auf unserer Reise, in der wir uns mit Fahrrädern auf die Straße trauen würden. Allerdings scheint es immer noch zu wenig Elektrofahrräder und zu viele Autos zu geben, da seit einigen Tagen der Smog mit jedem Tag dichter wird. Wenn das so weitergeht, erkennt man bald die Hand vorm Gesicht nicht mehr. Smog ist schon eine beeindruckende Erscheinung, aber der blaue Himmel und die vom Wind gefüllten roten Fahnen während unserer ersten Tage in Peking waren doch ein schönerer Anblick.

Was haben wir ansonsten so in Peking unternommen. Wir haben 45 Minuten angestanden, um einen Blick auf den mumiefizierten Mao zu werfen. Viel interessanter als Mao selber waren aber die anderen Besucher, die mit uns anstanden und sich vor dem Saal mit der Mumie dreifach vor einer Statue Maos verbeugten und tief bewegt Blumen niederlegten. Fehlende Nachhaltigkeit kann man zumindest hier nicht unterstellen, da die Blumen anscheinend jeden Abend eingesammelt und am nächsten Tag wieder verkauft werden.

Wir haben den Ti`anman Platz, den wohl sichersten Platz  der Welt, besucht und die vielen Kameras bestaunt. Wie lange es dauert, bis man von Polizisten umringt ist, wenn man ein „Free Tibet“ T-Shirt anzieht, haben wir allerdings nicht ausprobiert 😉

Auch haben wir einen Tagesausflug zu einem wenig überlaufenen Stück der chinesischen Mauer unternommen, wofür wir mit tollen Aussichten und Ruhe belohnt wurden. Etwas überrascht waren wir allerdings, als plötzlich ein Horn die Stille durchbrach. Wir rechneten schon mit einem Angriff mongolischer Horden, aber dann erblickten wir von  weitem eine israelische Fahne und eine Fahne König Davids.  Waren etwa die Israelis hier unterwegs, um sich Anregungen für ein weiteres Mauerbauprojekt zu holen? Bei näherem Herankommen stellten wir allerdings fest, dass es sich um eine Gruppe asiatischer Juden handelte, die ihr Halleluja  inbrünstig den chinesischen Bergen entgegenschmetterten. Kurze Zeit später hatten wir die Mauer aber wieder fast für uns alleine.

Total überlaufen war dagegen der Kaiserpalast, die Verbotene Stadt, im Zentrum Pekings. Nach einiger Zeit habe ich den Versuch aufgegeben, einen Blick in die einzelnen Palasthallen zu werfen, da zu viele Touristen, die dunkle Löcher fotografierten, die Öffnungen verstopften. Viel interessanter waren sowieso die chinesischen Tour-Gruppen.

Es gab welche mit blauen Mützen, viele mit roten Mützen und auch einige mit gelben Mützen. Manchmal stellten sie sich in Zweierreihen auf und marschierten zur nächsten Palasthalle,  manchmal saßen sie wie zu einem Klassenfoto aufgereiht auf einer Treppe und lauschten ihrem Guide.

Wir dagegen hatten uns für GPS gestützte elektronische Guides entschieden, die automatisch die passenden Informationen abspielen sollten, sobald man sich bei einem Gebäude befindet. Wie man sich vorstellen kann, funktionierte dies nur mäßig, und oft wussten wir nicht, worüber unser Guide gerade etwas erzählte. Wobei das wahrscheinlich sowieso zweitrangig war, da Ania´s polnische Version und meine deutsche komplett unterschiedliche Geschichten erzählten. Die könnte man negativ als fehlende Qualitätssicherung und Standardisierung oder positiv als Individualität deuten.

Ähnlich wie mit den Guides sieht es übrigens auch bei chinesischen Eiern aus, wie wir bei unserem Versuch, Palatschinken für die Kinder unserer Gastfamilie zu backen, feststellen durften. Da hier der Datumsaufdruck fehlt, merkt man erst beim Öffnen des gerade gekauften Eies, ob man es verwenden kann oder auch nicht. Individualität, mitten in China 😉

 

Ansonsten waren wir noch beim Olympiastadion, im Sommerpalast, in mehreren Hutongs, auf dem Trommelturm, im Künstlerviertel etc. etc. Da wir aber heute Abend noch den Zug nach Pingyao bekommen müssen und wir auch eine ganze Menge an Bildern haben, die noch auf ihre Veröffentlichung warten, spare ich mir mal den Rest.

Polizeibus + Halle des Volkes + rote Fahnen = 100% Peking

Verbotene Stadt

Mama, haben will!

Monument am Eingang zu Maos Mausoleum

Marmorboot beim Sommerpalast. Quasi ein Spielplatz für den Kaiser 🙂

Sommerpalast

mehr Sommerpalast

Lecker Insekten. Ist allerdings wohl eher nur was für Touristen. Chinesen, zumindest in Peking, finden so was ziemlich scheußlich.

Chinesische Mauer

Chinesische Mauer

Chinesische Mauer

Chinesische Mauer

 

Chinesische Mauer

Chinesische Mauer

Chinesische Mauer

Chinesische Mauer

Chinesische Mauer im Detail

Mauer im Detail

Chinesische Mauer im Detail

Chinesische Mauer im Detail

Chinesische Mauer im Detail. Jetzt aber genug davon.

Street-Snacking

und noch merh Street-Snacking

Grimassen Wettbewerb beim couchsurfing

Einfahrt zu unserer couchsurfing-Unterkunft

Die Massen im Kaiserpalast

Die Lesebrille des letzten Kaisers von China

Man achte auf die Details dieses Elektrobikes: Handschuhe am Lenkrad und Überdachung für die Kinder

Olympiastadion im leichten Smog

Trommelturm. Der Smog ist hier schon etwas dichter.

I love BJ. So oft wie der "I love ..." Slogan kopiert wurde, musste es ja irgendwann eindeutig zweideutig werden.

Ein (sehr kommerzieller) Hutong

Hutong unseres Hostels mit kommunistischer Staatskarosse

Halle des Volkes. Leider ohne roten Stern. Sieht ansonsten aus wie ein Theater, was es wohl auch in erster Linie ist 🙂

Flaggen für die Freunde aus Nordkorea und Wind, der den Smog etwas vertreibt. Man beachte auch die vielen (Sicherheits-)Kameras.

Künstlerviertel 😉

Es gibt sie wirklich.

Peking um 7 Uhr morgens. Frühsport

 

 

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