Die besten gefälschten Tickets, der längste Zug und die stinkensten Füße

Wie ihr wohl schon bemerkt habt, handelt es sich um eine Geschichte voller Superlative, wobei wir zumindest auf die  letzten äußerst gerne verzichtet hätten. Der Titel hätte auch lauten können „Von Ulaanbaatar nach Peking“, aber die ausgelösten Assoziationen wären wohl ärmer gewesen. Jetzt aber zu den Superlativen im Einzelnen.

Die besten gefälschten Tickets erhielten wir in unserem Hostel in Ulaanbaatar, da die chinesische Botschaft für die Visumserteilung Ein-und Ausreisetickets für China sowie eine Hostelresevierung für die ersten drei Nächte verlangt. Da wir allerdings kein direktes Zugticket nach China kauften, sondern Geld sparen und mehr erleben wollten, und da wir auch nicht in einem Hostel schlafen, sondern endlich mal wieder couchsurfen wollten, hatten wir ein Problem. Mr. K., unser freundlicher Hostelbetreiber, hat aus diesem Problem allerdings ein Geschäft kreiert und für nur drei Dollar bekamen wir „the best fake tickets in town“/ „never any questions at the Chinese embassy“, wie Mr. K. uns mit Stolz versicherte.

Die Geschichte, wie wir an unsere Zugtickets gekommen sind, habe ich ja schon im letzten Artikel äußerst  ausführlich geschildert. Mit unseren chinesischen Visa saßen wir nun in einem Zug mit 23 Waggons, dem längsten Passagierzug, den wir je in unserem Leben gesehen haben. Dem entsprach,  wie man sich unschwer vorstellen kann, allerdings auch die Durchschnittsgeschwindigkeit. Zum Glück kennt unser Geiz aber auch Grenzen und daher haben wir knapp 8 EUR mehr investiert, um liegen zu dürfen. Der Zug brachte uns in 15 Stunden zur mongolischen Grenzstadt Zamyn Uud, von wo aus wir mit einem Bus die Grenze überquerten, was gut drei Stunden dauerte. Zu Beginn waren wir etwas irritiert, als ein offiziell aussehender Mongole den Bus bestieg und gut 20 Minuten eine Rede hielt, von der wir kein Wort verstanden. Aber wir haben es trotzdem über die Grenze geschafft und durften sogar die Servicequalität der chinesischen Grenzbeamtin bewerten (Was zum Teufel soll man da bewerten? Sie lässt mich rein = Super/ nicht rein = super schlecht). Zuvor duften wir auch wie bereits gewohnt unser Gepäck mehrfach aus dem Bus schleppen, um es durchleuchten zu lassen. Die mongolischen Grenzbeamten interessierten sich allerdings weniger für das Gepäck, das gerade durchleuchtet wurde, als für das youtube Video auf ihrem Handy. Was soll man aus der Mongolei auch raus schmuggeln wollen? Hammelfleisch?

In der chinesischen Grenzstadt Erlian kommen wir nun zum letzten Superlativ. Der entscheidende Fehler lag darin, Tickets für einen (Schlaf-)Nachtbus nach Peking zu kaufen. Dieser Bus bestand aus knapp dreißig kleinen Betten, die in drei Reihen und zwei Ebenen angeordnet waren. Und wie vieles in China sieht der Bus von außen absolut top aus, hat innen allerdings nie eine Reinigung erfahren und wird vielfach nur von Klebeband zusammengehalten. Bereits beim Betreten des Busses schlug uns ein Duft entgegen, den nur 30 Paar Schuhe in Kombination mit  30 Paar menschlichen Füßen zu erzeugen vermögen. Mit anderen Worten, nichts, woran man sich nicht gewöhnen könnte. Nachdem wir uns allerdings in unsere Betten am Ende des Busses gefaltet hatten, mussten wir feststellen, dass das übelst riechende Paar Socken, inklusive zweier Füße, direkt neben uns lag. Da der nette Mensch auch unbedingt erkennen wollte, was im Fernseher am anderen Ende des Busses lief, saß er die halbe Nacht im Bett und ließ seine Füße genau über mir baumeln. Mein Geruchssinn hat wohl einen dauerhaften Schaden davongetragen. Dieser Umstand ließ allerdings wenigstens Freude darüber aufkommen, dass wir bereits um drei Uhr nachts in Peking ankamen. Nicht die beste Uhrzeit , um seine couchsurfing-Gastgeberin zu wecken, aber besser, als weitere Stunden „Schlaf“ in diesem Bus. Und so bekamen wir die Chance, bei mehreren Kannen Tee die Stadt beim Aufwachen zu beobachten und durften uns darüber freuen, 90 EUR gegenüber dem Direktzug (Ulaanbaatar-Peking) gespart zu haben.

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