Wenige Dinge sind wohl so spannend und interessant, gleichzeitig aber nervtötend und in vielfältiger Weise lächerlich. Ein ganz besonderes Exemplar dieser Gattung findet sich am Berührungspunkt zwischen Russland und der Mongolei. Ein letztes Mal durften wir hier die vielfältigen Uniformen der russischen Polizisten und Grenzbeamten samt der riesigen, am besten wohl als kreisrundes Phallussymbol beschreibbaren, Hüte bestaunen. Die vier Stunden dauernde Prozedur des Grenzübertritts, vor allem Dank russischer Gründlichkeit, ließ uns dazu jedenfalls eine Menge Zeit. Um den ganzen Spaß nacherleben zu können, hier der Ablauf im Zeitraffer:
- Ankunft an der Grenzstation und Halt vor einem großen bewachten Tor. Eine Stunde warten, bis sich das Tor für uns öffnet.
- Einfahrt durch das Tor. Untersuchung der Unterseite des Busses mit Spiegeln und erste Kontrolle aller Ausweise und Visen im Bus.
- Weiterfahrt bis zu einem Gebäude. Aussteigen und alle Gepäckstücke mitnehmen. Einzeln durch einen Metalldetektor, der bei jeder Person piept, was allerdings keinen weiter stört. Danach einer Dame mündlich bestätigen, dass man keine Drogen oder Waffen mit sich führe und eine weitere Kontrolle des Passes.
- Dann zu einer weiteren Passkontrolle und Empfang des Ausreisestempels.
- Nach Durchsuchung des leeren Busses Einladen des Gepäcks und Einstieg in den Bus.
- Weiterfahrt bis zu einem Tor. Letzte Kontrolle der Reisepässe und Stempel auf das Visum. Überfahrt auf die mongolische Seite.
- Ausfüllen der Migrationskarten und der Zollerklärungen im Bus.
- Aussteigen und alle Gepäckstücke mitnehmen. Passkontrolle und Einreisestempel.
- Durchleuchtung des Gepäcks.
- Nach Kontrolle des Busses wieder einsteigen.
- Weiterfahrt bis zu einem Tor. Letzte Kontrolle der Einreisestempel auf das Visum.
- Willkommen in der Mongolei !!!
Wir sind jetzt seit zwei Tagen in Ulaanbaatar (Ulan-Batar). Nach fast zwei Stunden Fahrt mit dem Bus durch unglaublich hässliche und depressiv stimmende Außenbezirke und quälend langsame Fahrt durch die immer währende Rush hour auf der Haupteinfallsstraße sind wir in einer ganz netten Stadt angekommen. Gleich auf unserem etwas konfusen Weg von der Bushaltestelle zu unserem Hostel wurden wir drei Mal auf Englisch angesprochen, ob wir Hilfe bräuchten. Mit so viel Hilfsbereitschaft haben wir dann auch schließlich unser Hostel gefunden.
Auch in der Mongolei gibt es wieder ein paar untrügliche Anzeichen, dass man Asien wieder ein Stück näher gekommen ist:
- Es stehen noch mehr Kühe auf der Straße.
- Die Hupe ist der beste Freund des Autofahrers.
- Asiatisch aussehende Menschen sprechen kein Russisch mehr 😉
Und ein paar Anzeichen, dass wir wirklich in der Mongolei und nicht mehr in Russland sind:
- Ania schiebt keine Panik mehr vor der russischen Grenzkontrolle („wir haben unsere Dollar nicht deklariert“, „wir haben uns nicht registriert“, …)
- Ania summt “ Dsching, Dsching, Dschinghis Kahn“
Was hier neben dem absolut verrückten Verkehr besonders auffällt, ist, dass insgesamt recht wenig Müll auf die Straßen geworfen wird. Und was doch auf den Straßen liegt, wird fast augenblicklich aufgekehrt. Selbst die Dame, die in den Bussen die Tickets verkauft, hebt kleinste Papierschnipsel vom Boden auf und findet Teenager, die Schalen von Pinienkernen auf den Boden werfen, überhaupt nicht lustig. Hängt vielleicht auch mit der Verbundenheit der Mongolen mit der Natur zusammen. Update nach 3 Wochen in der Mongolei: Diese Beobachtungen gelten leider nur für das Stadtzentrum von Ulaanbaatar. Andere Städte kündigen sich leider mit Müllhaufen in der Steppe an und auch die Vororte von Ulaanbaatar sind ziemlich vermüllt.
Um diese Natur zu erleben, geht es daher für uns in den nächsten ein bis zwei Wochen auf eine kleine Farm direkt außerhalb von Ulaanbaatar zum ersten WWOOFing unserer Reise. Von daher wird es etwas dauern, bis wir wieder von uns hören lassen.
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