Von China nach Vietnam

Da wir lernresistent sind, endete unser Aufenthalt in China so, wie er begonnen hatte, nämlich mit einer Nachtbusreise. Diesmal gab es zwar keine dermaßen stinkenden Füße und die Betten waren relativ sauber, aber dafür noch kürzer, als im letzten Bus. Zum Glück war die schlafend verbrachte Zeit allerdings wesentlich länger.

Vor der Abfahrt in Kunming versuchte noch ein kleiner Chinese, uns übers Ohr zu hauen und uns Geld für unser Gepäck abzunehmen. Er arbeite schließlich schon lange für die Busfirma und man müsse für Gepäck extra bezahlen. Dies könne man aber problemlos über ihn erledigen und er würde das dann auf unserem Ticket vermerken. Ja nee, ist klar. Als wir nicht bezahlen wollten, drohte er schließlich, die Polizei zu rufen. Da wir diesen Vorschlag allerdings gut fanden und ich ihn darin bestärkte, unbedingt die Polizei zu holen, war er schnell verschwunden und nicht mehr gesehen.

Am nächsten Morgen standen wir dann in der chinesischen Grenzstadt und stellten fest, dass es doch noch einige Kilometer bis zur Grenze sind und wir umgerechnet nur noch  einen Euro in der Tasche hatten. Ähnlich müssen sich die Griechen wohl auch im Moment fühlen 😉 Nach einem Fußmarsch von einem Kilometer fand sich allerdings einen Motorradfahrer, der uns beide samt Gepäck für einen Euro zur Grenze beförderte, wobei die Fahrt, wie man sich unschwer vorstellen kann (drei Personen und zwei Rucksäcke auf einem Motorrad), nicht gerade zu den bequemsten zählte.

Danach ging es in Rekordzeit zu Fuß über die Grenze und dann in die Berge nach Sapa, wo wir zunächst zwei Tage auf dem Balkon unseres Zimmers verbrachten, größere Mengen Baguette mit Käse verspeisten und die Aussicht genossen. Danach ging es mit einer Wanderführerin der Hmong Minderheit für drei Tage auf Trekking-Tour. Unser Guide, 26 Jahre alt, war als eines von 10 Kindern in Tavan, einem Dorf in der Nähe von Sapa aufgewachsen. Da nur eine Minderheit der Kinder zur Schule ging, gehörte sie nicht zu den Auserwählten, die die Schule besuchen durfte. Trotzdem kann sie einiges lesen und ziemlich gut Englisch sprechen. Ihre Schwester, die eigentlich zur Schule ging, erschien dort allerdings selten, da der Lehrer nur Vietnamesisch und nicht die Sprache der Minderheit sprach und das Nicht-Verstehen der Kinder mit dem Bambus-Stock quittierte. Nach einer Zwangsheirat, einem Selbstmordversuch und einer Scheidung lebt unsere Wanderführerin nun mit ihrem Mann, den sie über das Internet kennenlernte, und ihrem Sohn in einem anderen Teil Vietnams, kommt allerdings mehrere Monate im Jahr nach Sapa, um als Guide zu arbeiten.

Leider ist die Region um Sapa nicht mehr so, wie ich sie von meinem ersten Besuch vor sechs Jahren in Erinnerung habe. Die Straße durch das Tal wird gerade an vielen Stellen ausgebaut, ein Pumpspeicherkraftwerk und ein Staudamm sind im Bau und es sind mehr Touristen auf den Trekking-Routen unterwegs. Da es mir vor sechs Jahren allerdings tierisch auf die Nerven ging, wenn jemand behauptete, es sei vor 10 Jahre viel besser in Vietnam gewesen, möchte ich mich nicht beschweren 😉 Und dank unserer super Wanderführerin konnte ich viel Neues über die Region und die Minderheiten erfahren.

 

Erstes Brot nach zwei Monaten. Und dann auch noch Baguette. Mhhhh. Btw: Was haben die Engländer eigentlich ihren Kolonien hinterlassen außer den Linksverkehr?

Blick von unserem Balkon

Wasserbüffel

Homestay am ersten Tag mit einer australischen Familie

Unsere Wanderfüherin hätte gerne die gleiche Frisur wie Ania.

Bambuswald

Spielzeugherstellung

Schule in den Bergen, in der Touristen und Souvenir-Verkäuferinnen den Schülern zahlenmäßig fast überlegen sind.

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