China – Eine Homage, zwei Erkenntnisse und eine offene Frage

Da wir am heutigen Abend den Nachtbus von Kunming in Richtung vietnamesischer Grenze nehmen, um selbige morgen zu überqueren, ist die Zeit reif für eine Homage an die vielen chinesischen Übersetzer, die das mittlerweile berühmte Chinglish (halb Chinesisch und halb Englisch) kreierten und uns damit den Aufenthalt in China extrem vereinfachten. In einer Stadt wie Peking lässt es sich daher wesentlich einfacher navigieren als beispielsweise in Moskau. Über den Sinn und Mehrwert der folgenden Übersetzungen ließe sich wahrscheinlich noch nicht einmal streiten, aber die Veröffentlichung gelungener Übersetzungen wäre dann doch nur zu langweilig. Daher hier unsere Homage an das Chinglish:

 

Das beste Schild in ganz China.

"The Grass is smiling at you. Please detour"

🙂

Vor den olympischen Spielen waren wohl nur noch französische Übersetzer verfügbar. Für Nicht-Franzosen wurde aber ein englisches Wort zur besseren Orientierung eingefügt.

Wandern ohne Hinweisschilder wäre nur halb so lustig.

Natürlich schützen wir auch das Geländer.

Ja liebe chinesische Polizei, wir versprechen gute Touristen zu sein.

 

Aufgabenbeschreibung der Polizei in Pingyao. Besonders Punkt 5 ist interessant 😉

Nützlicher Hinweis auf einem der vielen Metalldetektoren. Unaufmerksam darf man hier wohl nicht durch.

 

 

Mhhh 🙂

Ähhh??? Mit verständlichen Übersetzungen machen Museumsbesuche erst richtig Spaß.

Wie schreibt sich dieser Hund nochmal? Vielleicht so ...

... oder doch eher so?

Zum Abschluss nochmals der Klassiker aus Beijing.

Diese doch oft etwas blumigen Übersetzungen haben bei uns die Frage aufgeworfen, wie das Chinesische überhaupt funktioniert, und es hat fast vierzig Tage gedauert, bis uns eine tschechische Studentin, die wir über couchsurfing in Kunming getroffen haben, dies  in verständlichen Worten erklären konnte. Im Chinesichen gibt es über 20.000 verschiedene Schriftzeichen, die vielfach mehrere tausend Jahre alt sind, jeweils ein Ding/ eine Sache bezeichnen und aus der grafischen Darstellung dieser Sachen entstanden sind. So weit hatten wir das ganze ja auch bereits in Peking verstanden. Nun besteht allerdings das Problem, dass in einer modernen Welt ständig neue Dinge hinzukommen, die benannt werden wollen. Hier scheint es verschiedene Methoden zu geben, um mit diesem Problem umzugehen. Beispielsweise werden Wörter aus anderen Sprachen übernommen und dann verschiedene Schriftzeichen kombiniert, die in ihrer gemeinsamen Aussprache phonetisch ungefähr das neue Wort ergeben. Auch clevere Marketingabteilungen haben diese Methode für sich entdeckt und so wird coca cola im Chinesischen „ko-kou-ko-le“ ausgesprochen (可口可乐), was so viel wie „Freude im Mund“ bedeutet. Der chinesische Name für Siemens besteht aus drei Zeichen, 西门子, die „si men zi” ausgesprochen werden und “Tor zum Westen” bedeuten.

Nach dieser Erkenntnis bleibt es allerdings weiterhin ein Rätsel, wie man diese Sprache lesen kann, da der Abstand zwischen einzelnen Schriftzeichen immer gleich bleibt, egal ob die Zeichen für ein einzelnes Wort stehen oder gemeinsam ein neues Wort oder eine Redensart bilden. Hätte ich jemals Ambitionen besessen, Chinesisch zu lernen, wären diese spätestens an dieser Stelle gestorben.

Eine weitere späte Erkenntnis über China ersuchte mich gestern Nachmittag im Bus in Kunming. Als wir den Bus betraten, war im hinteren Teil ordentlich was los, da sich einige Leute, warum auch immer, in die Haare bekommen hatten und auch noch die Busfahrerin von vorne lautstark ihren Senf dazu gab. Hierzu muss man wissen, dass Chinesen selbst bei einem kleineren Streit kaum zu überhören sind, da es in der chinesischen Sprache nicht möglich ist, Aussprache oder Tonhöhe zu verändern, da dies die Bedeutung der Worte verändern würde. Somit bleibt lediglich die Lautstärke, um dem Gesagten Nachdruck zu verleihen. Die Erkenntnis, die mich in dieser Situation überkam, war allerdings nicht mit der Sprache verbunden, sondern mit der Tatsache, dass Chinesen bei einem Streit nie ihren „älteren Bruder“ zur Hilfe rufen können, ja noch nicht einmal einen Cousin oder ähnliches, da es mit der Ein-Kind-Politik so etwas praktisch nicht gibt. Was für eine Welt 😉

Bleibt zum Schluss noch eine offene Frage, und wir müssen China ohne endgültige Beantwortung derselben verlassen: Warum zum Teufel spucken, oder genauer gesagt, rotzen Chinesen immer und überall wie 13-Jährige Jugendliche nach der ersten Zigarette? Ein tiefer, langezogener und grollender Laut in der Kehle und dann ein feuchter, triefender Klumpen, der rechts und links vor und hinter einem auf den Boden einschlägt. Sind wir nur so erzogen, dass wir das extrem eklig finden? Aber warum stehen dann Rotz-Verbot-Schilder in Bahnhöfen und Gebäuden? Oder sind  Chinesen genetisch anders veranlagt, so dass sie einfach mehr rotzen müssen, so wie Europäer stärker schwitzen oder ich mir beim scharfen Essen ständig die Nase putzen muss (was Japaner wiederum eklig finden)? Eine Erklärung, die wir hörten, besagt, dass sich Chinesen durch das Rotzen von innen reinigen wollen. Aber was für eine Form von Reinigung ist es, mit der alles andere verdreckt wird? Vielleicht kennt ja jemand eine zufriedenstellende Antwort.

In diesem Sinne, auf nach Vietnam!

 

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